Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen die Schwimmkünstler im Meer. Dort können sie auf der Jagd nach Schnecken, Fischen und Muscheln Dutzende von Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 35km/h unterwegs sein. Aber im Sommer tun es die Robben den Touristen gleich und aalen sich auf Sandbänken der Nord- und der Ostsee. Dabei liegen sie gerne seitlich mit angehobenem Kopf und Hinterflosse. Eine Haltung der Entspannung, die nur ein Yoga-trainierter Urlauber einnehmen könnte.
Ziemlich große Raupe
An Land bewegen sich Robben eher ungelenk wie große Raupen über die Rücken- und Bauchmuskulatur fort. Bei Gefahr suchen sie die Flucht ins Wasser und stehen dabei unter enormen Stress. In deutschen Küstengewässern gibt es zwei Arten aus der Familie der Hundsrobben, Seehunde und die deutlich größeren Kegelrobben. Beide brauchen Ungestörtheit, um von Ende Mai bis Anfang September an Land ihre Jungen zur Welt zu bringen.
Benimm-Regeln für Menschen
Deshalb sollten Menschen sie in Ruhe lassen und einen Abstand von mindestens 100 m halten, insbesondere, wenn sich Unruhe unter den Tieren bemerkbar macht. Füttern ist verboten, genauso wie Versuche, sie zu streicheln. Hunde dürfen nicht von der Leine gelassen werden. Keinesfalls sollte man den Tieren den Fluchtweg zum Meer versperren oder Jungtiere von der Mutter trennen.
Tolerante Nachbarn
Jagen die Tiere im Wasser als Einzelgänger, schließen sie sich auf den Sandbänken zu Gruppen zusammen und liegen mit nur wenig Abstand aneinander nah am Wasser. Die häufigste heimische Robbenart, die Seehunde, und die seltenen Keggelrobben tolerieren sich dabei als Nachbarn.
Von der Ausrottung zum Schutz
Für getötete Robben, Seehund wie Kegelrobbe, zahlte man noch bis in die 1930er Jahren Prämien. Die Keggelrobbe galt deshalb in der westlichen Ostsee als ausgerottet. Und noch in den 1970er Jahren waren Seehunde im Wattenmeer vom Aussterben bedroht. Erst 1979 wurden sie im Appendix III der Berner Konvention unter Schutz gestellt. Heute werden in der Europäischen Union alle Arten der Hundsrobben als streng zu schützende Wildtiere geführt, für die die Einrichtung von Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben ist.
Die Tiere sind auch Seismographen für die Qualität des Meerwassers. Bis in die 1980er Jahre gelangten Giftstoffe aus der Industrie und Landwirtschaft in die Ostsee, überwiegend Quecksilber, aber auch chlorierte Kohlenwasserstoffe wie DDT und PCB. Die Umweltverschmutzung war derart hoch, das laut dem Bundesamt für Naturschutz die Kegelrobbenweibchen an Tumoren und Gebärmutterverschlüssen erkrankten. Das führte dazu, dass es Anfang der 80er Jahre nur noch etwa 2.500 Tieren in der Ostsee gab.
Durch den Rückgang von Umweltbelastungen haben sich die Bestände inzwischen erholt und wachsen langsam. In der nördlichen Ostsee werden etwa 24.000 Kegelrobben gezählt. Auch an der Westküste der Ostsee taucht die Kegelrobbe wieder auf. Im Greifwalder Bodden, einem Randgewässer zwischen der Insel Rügen und dem südlichen Festland, werden ganzjährig wieder Kegelrobben gesichtet, manchmal bis zu 60 Tiere. 2014 zählte man vor deutschen, niederländischen und dänischen Küsten über 26.500 Seehunde. Zur Freude aller Feriengäste und Naturschützer.
Titelbild: Junge Kegelrobbe (Halichoerus grypus), Andreas Trepte, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5