Die einzelnen Roten Listen der Arten werden nicht jährlich veröffentlicht. Die letzte Rote Liste für den Bestand an Süßwasserfischen und Neunaugen in Deutschland wurde 2009 publiziert. Die jetzt veröffentlichte Bestandsliste erfasst deshalb die Entwicklung von 2009 bis 2023 und macht besorgniserregende Entwicklungen im Bestand an Süßwasserfischen und Neunaugen in Deutschland deutlich. Die Rote Liste warnt vor dem Beginn einer tiefgreifenden Veränderung der Fischbestände in deutschen Gewässern.
In den vergangenen Jahren hat sich der Zustand der Fischfauna deutlich verschlechtert, wobei mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als gefährdet in ihrem Bestand oder bereits ausgestorben eingestuft wird. Die Hauptursachen für die Bedrohung der Süßwasserfische sind bekannt: menschliche Eingriffe wie der Ausbau und die Regulierung von Gewässern. Behinderungen der Fischwanderungen wie Barrieren, Querbauwerke und Wasserkraftwerke, die zu Verletzungen führen. Im vergangenen Jahr kamen die Auswirkungen von Hitzewellen und Dürreperioden auf die Fischfauna hinzu. Ein dramatisches Fischsterben in der Oder im August 2022 verdeutlichte die direkten und indirekten Folgen von Gewässerverschmutzung und -ausbau.
Im Vergleich zur Roten Liste von 2009 hat sich die Anzahl der als bestandsgefährdet geltenden Arten von 22 auf 38 erhöht. Besorgniserregend ist auch, dass elf Arten direkt vom Aussterben bedroht sind, darunter prominente Arten wie der Lachs und das Meerneunauge. Die Rote Liste zeigt, dass nicht nur seltene Arten betroffen sind, sondern auch häufigere Arten, wie die weit verbreitete Brasse.
Der fortschreitende Klimawandel verschärft die Situation, da häufigere Dürre- und Hitzejahre die Fischfauna beeinträchtigen, insbesondere hitzeempfindliche Arten wie die einheimische Forelle. Zudem werden Veränderungen in den Fischbeständen durch die Verbreitung gebietsfremder Arten wie der Regenbogenforelle oder dem Sonnenbarsch verstärkt, die Konkurrenz, Krankheiten und Hybridisierung mit sich bringen.
Einheimische Arten der Fischfauna werden am besten erhalten, wenn man ihre Lebensräume renaturiert. Die Verantwortlichen für die Rote Liste heben auch die Funktion Deutschlands für die weltweite Erhaltung von Fisch- und Neunaugenarten hervor. Insbesondere die Verantwortung des Landes für die Arten, die nur in Deutschland beheimatet sind.
Digitale Veröffentlichungen zu den Roten Listen:
https://www.bfn.de/rote-listen-tiere-pflanzen-und-pilze
https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Die-Roten-Listen-1707.html
Rote Listen allgemein: https://www.bfn.de/rote-listen-tiere-pflanzen-und-pilze
Rote-Liste-Zentrum : https://www.rote-liste-zentrum.de
Titelbild: Neunauge, (Lampetra planeri)
CC BY 4.0 : Julien Renoult – https://www.inaturalist.org/photos/76209705