Die neue Rote Liste, die vom Bundesamt für Naturschutz und vom Rote-Liste Zentrum veröffentlicht wurde, macht deutlich, wie gefährdet Amphibien und Reptilien in Deutschland sind. Jede zweite der 21 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten ist in ihrem Bestand bedroht, von den 14 erfassten Reptilienarten mehr als zwei Drittel. Ohne die Fortsetzung von Natur- und Artenschutzmaßnahmen stünden sie vor dem Aussterben. Erstmals waren für die vorliegenden Roten Listen Auswertungen bundesweiter Rasterverbreitungsdaten zur Verfügung, um die Bestandsentwicklung zu ermitteln.
Ursachen der Gefährdung
Grund für die alarmierende Gefährdungssituation ist der Verlust ihrer Lebens- und Teillebensräume. Dazu gehören Brut- und Laichbiotope, strukturreiche Sommerquartiere und frostsichere Überwinterungsplätze.
Ursachen sind – wie seit Jahrzehnten – die Auswirkungen der intensiven land- und forstwirtschaftlichen Nutzung, die Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrswege sowie die anhaltende Flächeninanspruchnahme durch neue Wohn-, Gewerbe- und Verkehrsflächen.
Besonders gefährdet
Zu den besonders gefährdeten Amphibienarten zählen unter anderem die Geburtshelferkröte und die Gelbbauchunke, ursprünglich Arten der Auen, die heute hauptsächlich in Ersatzlebensräumen wie Abgrabungen zu finden sind. Unter den Reptilien sind u.a. die an Fließgewässer gebundene Würfelnatter besonders gefährdet sowie die Kreuzotter, die unterschiedliche sonnige Offenland-Lebensräume, wie z.B. Sandheiden oder Blockhalden, besiedelt.
Nationale Verantwortung
Neben der Gefährdungssituation haben die Autorinnen und Autoren in den aktuellen Roten Listen auch die nationale Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung von Arten mit bedeutenden Vorkommen in Deutschland ermittelt. Eine erhöhte Verantwortlichkeit Deutschlands besteht für neun Arten der Amphibien und sieben Reptilienarten, darunter auch Arten, die in ihrem Bestand abnehmen wie der Laubfrosch und die noch häufigste Reptilienart Deutschlands, die Westliche Blindschleiche. Für den national ebenfalls noch häufigen Bergmolch schätzen Expertinnen und Experten, dass Deutschland fast ein Drittel der weltweiten Vorkommen beherbergt.
Die Roten Listen sind in Buchform erhältlich unter: https://bfn.buchweltshop.de/rote-listen
Die Roten Listen der Amphibien und Reptilien stehen zusätzlich kostenfrei als elektronische Veröffentlichung bereit unter: https://www.bfn.de/themen/rote-liste.html
sowie unter https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Download-Wirbeltiere-1874.html.
Das Rote Liste Zentrum
In den bundesweiten Roten Listen wird der Gefährdungsstatus von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten für den Bezugsraum Deutschland dargestellt. Von den etwa 72.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Deutschlands werden in den Roten Listen mehr als 30.000 auf ihre Gefährdung hin untersucht.
Das Rote-Liste-Zentrum (RLZ) koordiniert seit Dezember 2018 im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Erstellung der bundesweiten Roten Listen. Das Bundesumweltministerium fördert das Zentrum mit jährlich 3,1 Millionen Euro. Es ist am Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn angesiedelt und wird fachlich vom BfN betreut.