Wissenschaftler mögen einwenden, dass sich unsere „Emmi“ anders schreibt, genau genommen „Emys orbicularis“. Sie ist als Sumpfschildkröte die einzige Schildkrötenart, die in Mitteleuropa in der Natur vorkommt, und akut vom Aussterben bedroht. Deshalb haben wir beschlossen, uns für diese Schönheit einzusetzen und sie „Emmi“ genannt.
Das Wiederansiedlungsprojekt der Münchner Reptilienauffangstation

Unsere „Emmi“ gibt es wirklich. Sie lebt in der Schildkrötenanlage Chelonia der Münchner Reptilienauffangstation in einem offenen Freigehege in Freimann, ganz in der Nähe des Bayerischen Rundfunks. Die Mitarbeiter der Auffangstation haben noch einiges mit ihr vor. „Emmi“ und ein paar andere ihrer Artgenossen sollen dort so heimisch werden, dass sie und ihre Nachkommen irgendwann das Gehege selbständig verlassen und sich in der Wildnis der Isarauen ansiedeln.
In Bayern ausgestorben
Die Isarauen bis hinauf nach Landshut wurden von der Bayrischen Staatsregierung 2020 zum geschützen Naturwald erklärt, in den nicht mehr eingegriffen werden darf. Sie wären deshalb ein ideales Plätzchen für Sumpfschildkröten, die in Bayern bereits als ausgestorben gelten. Rare Exemplare lassen sich noch in Österreich in den Auen der Donau bei Wien finden. In Deutschland laufen Wiederansiedlungsprojekte in Hessen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und in Niedersachsen.
Scheu und schön
Unsere „Emmi“ ist ein scheues Wesen, das seine Tage lieber im dunklen Wasser verbringt. Dafür hat sie sich perfekt getarnt. Die schwarzbraune Farbe des Körpers mit seinen geschuppten Gliedmaßen ist wunderschön hellgelb bis hellgrün gepunktet, auch den Rückenpanzer durchziehen feine helle Linien oder Punkte. Von weitem nicht zu unterscheiden von dem Grün, das auf der Oberfläche des Sumpfwassers schwimmt.
Zum Überleben braucht die Sumpfschildkröte eigentlich nicht viel. Sie ernährt sich prinzipiell von Regenwürmern, Mückenlarven oder Krebstieren und lebt in der Natur in kleinen Teich- oder Moorlandschaften mit Schilf, Wasserpflanzen, Steinen und Ästen. Aber genau diese Form sogenannter Feuchtbiotope mit den entsprechenden Nahrungsmöglichkeiten gibt es in Deutschland immer weniger. Denn die Tümpel und Sümpfe wurden entweder von Menschenhand trockengelegt oder sie trocknen heute durch die immer wärmeren Sommer aus.
Konkurrenz aus Übersee
Dazu kommt die neue Konkurrenz aus Übersee, die sich in den Gefilden der Sumpfschildkröte breit macht, die ebenfalls fein gezeichnete Rotwangenschildkröte, die offentsichlich den Klimawandel robuster übersteht. Diese Schildkrötenart wurde durch Züchter in den deutschen Handel gebracht und dann von Käufern gedankenlos und verantwortungslos ausgesetzt und hat sich in der Natur vermehrt.
Neuer Lebensraum für „Emmi“
Das Projekt im Schildkrötenrefugium Chelonia mag ein bisserl weniger spektakulär sein als eine Auswilderung von Löwen in Afrika, aber für den Artenschutz in Bayern und darüber hinaus hat es eine wichtige Bedeutung. Es wird die Natur ein Stück reicher machen, wenn diese schöne Schildkröte unserer Landschaft erhalten bleibt und in den Isarauen ihren Lebensraum wiederfindet.
Das Projekt kann mit einer Spende unterstützt werden, dafür hat die Reptilienstation eine eigene Crowdfunding Seite eingerichtet:
Wer sich an dem Projekt aktiv beteiligen möchte: Chelonia sucht noch Helfer, die das Freiluft-Gehege von „Emmi“ aufpeppen, zum Beispiel mit einer neuen Teichfolie.
Ansprechpartnerin für Interessierte: Susanne Egli, info@reptilienauffangstation.de
Helfen Sie bitte mit! Geben Sie Emmi eine Chance!
Titelbild: Wikimedia Commons, Weibliche Europäische Sumpfschildkröte, 5snake5
Weiterführende Links:
Zur Reptilienauffangstation
Zur Fan-Seite mit vielen Fotos der Sumpfschildkröte