Tolles Pilotprojekt: die Fachmarktkette für Heimtierbedarf Fressnapf hat sich vom Handel mit Reptilien verabschiedet und überlässt im Euroindustriepark in München die Terrarien unentgeltlich der Auffangstation für Reptilien. Der Verein hat dort eine Adoptierstube für Reptilien eingerichtet.
Das Foto oben ist ein Bild von Jenny, einer Bartagame in der Adoptierstube. Jenny ist einsam und alleine und klebt verzweifelt an der Glaswand ihres Terrariums? Falsch, Bartagamen haben ein starkes Revierbewusstsein, deshalb wären zwei Bartagamen in einem Terrarium immer eine zu viel. Jenny beobachtet jede Bewegung in ihrem Umfeld, und wenn wir Menschen ihr neugierig ins Terrarium glotzen, dann blickt sie genauso neugierig zurück.
Fehlbeurteilungen wie diese sind das Schicksal der Reptilien, wenn sie uns ausgesetzt sind, denn sie haben keine Mimik wie Katzen, Hunde oder Affen, die wir entschlüsseln können. Menschen denken dann leicht, Reptilien empfinden weniger und leiden weniger. Tatsächlich braucht es eine Menge Vorwissen, um sie artgerecht zu behandeln und sie nicht leiden zu lassen.
Trotzdem oder gerade weil es viel zu wenig Wissen über Reptilien gibt, boomt der Handel mit ihnen, im Internet und an den entsprechenden Umschlagplätzen. In Deutschland geht es in der Hauptsache um den ganz legalen Handel mit gezüchteten Reptilien, die vor allem aus nahen osteuropäischen Ländern kommen, erklärt Biologe und Pressesprecher der Auffangstation, Patrick Boncourt.
Großartige Idee auf kleiner Fläche
Deshalb ist Jenny in ihrem Terrarium vorbildlich platziert, mitten im Fressnapf im Euroindustriepark, einem der größten Einkaufszentren in München. Hier wird auf kleiner Fläche eine Idee mit Zukunft umgesetzt, die Adoptierstube der Auffangstation für Reptilien in München. Die Initiative setzt dort vor allem auf Information.
In der Adoptierstube kann man alles erfahren, was man vor der Anschaffung eines der Tiere wissen sollte. Zum Beispiel, dass Landschildkröten ganz schön alt werden, zwischen 80 und 100 Jahren. Wer wird in 50 Jahren für sie sorgen? Lebende Wesen sind keine Konsumartikel. Man sollte sie nicht kaufen können wie ein paar Schuhe. Davon ist die Realität im Tierhandel noch weit entfernt. Deshalb kann man nur wünschen, dass das Pilotprojekt in ganz Deutschland Schule macht.
Vom Umtausch ausgeschlossen
In der Reptilien-Auffangstation landen nämlich die Tiere, die falsch gekauft wurden, in den allermeisten Fällen aus den sogenannten „Spontankäufen“, die manchmal schon nach drei Tagen bereut werden. Ein Zurück zum Tierhändler gibt es dabei nicht. Reptilien sind vom Umtausch ausgeschlossen. Der Händler hat keinen Überblick, wo und mit welchen anderen Tieren das gekaufte Reptil zusammen war und ob es nicht Krankheitserreger einschleppt.
Die Tiere, die dann persönlich bei der Auffangstation abgegeben werden, haben Glück. Sie werden von Fachtierärzten untersucht, aufgepäppelt und betreut. Andere Vorbesitzer handeln extrem verantwortungslos. Sie ziehen um und lassen die Reptilien in der leeren Wohnung zurück, entsorgen sie in die Mülltonne, oder wie im November 2016 in München geschehen, stellen sie in einer Tasche auf der Toilette des Tierheims ab. Als eine Mitarbeiterin die Tasche öffnete, schauten vier Schlangenköpfe von Königspythons heraus.
Der Unterschied zwischen adoptieren und kaufen
Das Reptilienhaus prüft deshalb genau, in welche Hände die Reptilien gegeben werden. Auf der Home Page gibt es einen Fragebogen zum Ausfüllen für die Interessenten und man muss ein Foto des Terrariums beifügen, das dem Reptil Wohnraum sein wird. Darüber hinaus bietet man in Gesprächen mit Interessierten hervorragende fachliche Informationen an. Schaut doch mal in der Adoptierstube im Norden Münchens vorbei!
Die Adoptierstube im Fressnapf, Euroindustriepark München, kann zu den normalen Öffnungszeiten besucht werden. Am besten ab Anfang März (in der zweiten Hälfte des Februars wird dort umgebaut und dann sind vorübergehend keine Tiere zu sehen.)
Den Fragebogen gibt es auf der -> Home Page der Auffangstation für Reptilien e.V.
Anmeldung für Führungen durch die Auffangstation:
Telefon: 089 / 2180 5030
Kaulbachstr. 37, 80539 München.
Auf Facebook könnt Ihr Eure Erfahrungen posten unter
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