Über Rhett A. Butler als Fotografen nur einen kleinen Artikel zu schreiben, ist eine harte Nuss. Denn er ist Umweltaktivist, Projektgründer, Reporter und – Fotograf. Wer immer mit ihm zu tun hat, sollte in der Lage sein, mit Google Map zu arbeiten, oder zumindest den alten Schulatlas noch finden. Weil er an Orten unterwegs ist, von denen die meisten von uns höchstens mal gehört haben. Im Frühsommer 2016, als dieser Artikel entstand, war er in den Nationalparks von Peru und danach in den Regenwäldern von Kambodscha.
Schon in seiner Jugend entdeckte der Umweltaktivist Borneo, als es das Wort Umweltaktivist noch gar nicht gab, da seine Eltern ein Faible für exotische Reisen hatten. Er begann sein erstes Buch über den Regenwald am College zu schreiben und das sollte die Weichen für seinen späteren Weg stellen. Als nach dem Studium die Veröffentlichung scheiterte, weil seinem Verleger das Geld fehlte, um das Bildmaterial zu finanzieren, stellte er es kostenlos ins Netz und er begann, selbst zu fotografieren.
Mongabay, das CNN der Regenwälder, Wildtiere und Pflanzen
Daraus wurde das Online-Portal Mongabay, der Nachrichtenkanal für die Umwelt und Natur, das CNN der Regenwälder, der Wildtiere und Pflanzen. Das Projekt, von dem auch eine Version in deutscher Sprache angeboten wird (http://global.mongabay.com/de/rainforests/) steht im Zentrum seiner Arbeit, die Fotografien sind das dokumentierende Material dazu. Von Luftbildaufnahmen auf Regenwälder, zu Schnappschüssen von illegal gefällten Tropenhölzern, bis zu Tier- und Pflanzenfotografien, der Blick auf die Natur bleibt wahrhaftig und schnörkellos, ohne zu beschönigen oder zu dramatisieren.
Der rasende Reporter
In der Wildnis versucht er, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Er fotografiert mit einer SLR, einer Single-Lens-Reflex-Camera, die schwerer wiegt, und verzichtet dafür auf ein Stativ oder Telephoto- und Macro-Objektive. Manchmal ist er in Begleitung von einem Ranger, manchmal ganz allein. Ein rasender Reporter, dem die Zeit davonläuft, angesichts der ungeheuren Umwälzungen, die an den entlegensten Orten der Welt vor sich gehen, angesichts des hohen Aufwandes an Arbeit, die das für sein Mongabay-Projekt erfordert. Das Bildmaterial sichtet Rhett meist noch auf dem Flugzeugtrip nach Hause und stellt es ins Netz ohne große Photoshop-Nachbearbeitung.
Die Realität von Natur
All das verleiht seinen Aufnahmen eine spontane Authentizität und Aufrichtigkeit, inmitten einer Welt, in der nicht nur Nachrichten, sondern auch Bilder manipuliert und verändert werden. In den besten seiner Fotografien offenbart das eine selten gesehene Nähe zur Realität von Natur.
Wie in dem Bild des Jaguars im Naturschutzgebiet Pantanal, Brasilien. Rhett und sein Guide hatten einen ganzen Tag vergeblich auf dem Boot im Mangrovensumpf verbracht, um einen Jaguar zu sichten, und waren auf dem Weg zurück in das Basislager, als sie den Alarmruf eines Capybara (ein Wasserschwein, aus der Familie der Meerschweinchen) hörten. Im Sumpfwasser entdeckten sie den reflektierenden Lichtschimmer der Augen eines Jaguars und drehten die Beleuchtung aus. Der Jaguar schwamm auf sie zu, kam an Land und näherte sich Rhett. Der hörte nach drei Aufnahmen auf zu fotografieren, ratlos, wie er sich verhalten sollte. Der Jaguar duckte sich, wie wenn er losspringen wollte und dann – rannte er weg.
Abenteuer ist etwas, das passiert, wenn was falsch läuft
Wer jetzt denkt, Rhett A. Butler ist ein Abenteurer auf der Suche nach Kicks wie diesem, irrt grundsätzlich. Ein Abenteuer ist nach seiner Definition etwas, das passiert, wenn was falsch läuft. Vielmehr geht es um das Verstehen von Natur, um Berichterstattung darüber und um den Einfluss, den man damit ausüben kann. Dann wird sich etwas verändern. Deshalb ist sein Blick auf die Zukunft auch umwerfend positiv.
„Last picture show“ oder „We find a way“?
Auf die Frage, wie er wohl ein Buch mit seinen Fotografien in 20 Jahren betiteln würde, „Last picture show“ oder „We find a way …“ antwortet er:
„Regelmäßig höre ich von Leuten, dass meine Webseite (Mongabay) die depressivste im ganzen Internet sei, aber tatsächlich bin ich optimistisch. Ich sehe Gründe für Hoffnung. Mehr denn je nehmen wir heute wahr, warum Wälder wichtig sind und was mit ihnen geschieht. Verantwortliche beginnen, das zu realisieren. Politiker ergreifen gesetzliche Maßnahmen gegen die zügellose Abholzung der Wälder. Unternehmen verpflichten sich, die Vernichtung von Regenwäldern und den Missbrauch von Menschenrechten zu beenden. Die Rechte indigener Völker werden endlich wahrgenommen. Aber es bleibt keine Zeit für Selbstzufriedenheit. Eine Menge ist noch notwendig, um das Richtige für gefährdete Habitate und Spezies zu tun, um sicher zu stellen, dass es sie heute und in 20 Jahren noch gibt.“
Bildquelle: Rhett A. Butler – all copyrights reserved
Die Home Page von Mongabay ist: www.mongabay.com
Die Fotografien von Rhett Butler sind als Poster oder als Leinwandbild in unserem memonature Shop erhältlich.