Foto: Martin Mecnarowski | Quelle: Wikimedia Commons
Der Steinadler ist einer der größten europäischen Greifvögel. Der weibliche Vogel ist etwas größer als der männliche, mit einer Körperlänge von bis zu 95 cm und einer Flügelspannweite von bis zu 225 cm. Das Adlermännchen ist etwa 10 bis 20 cm kleiner. Beide haben ausgesprochen kräftige Füße, die sogenannten „Fänge“, die in dolchartig spitzen Krallen enden. Damit tötet und transportiert der Steinadler seine Beute. Er bohrt ihr blitzschnell die Krallen in die Schädeldecke und trägt sie sicher in schwindelerregende Höhen.
Die Kunst des Sehens
Um von diesen Höhen aus die Bewegungen auch kleiner Beutetiere, wie zum Beispiel Murmeltiere, scharf sehen zu können, muss das Auge des Adlers phänomenale Fähigkeiten haben. Seine Augen sehen nicht nur viel mehr Farben, sondern auch ein 340 Grad Panoramabild. Das Adlerauge sieht vier bis fünf Mal schärfer als das menschliche Auge, weil es bis zu 150 Einzelbilder pro Sekunde auflösen kann (im Vergleich dazu kann das Auge des Menschen nur etwa 20-25 Bilder auflösen). Und die Augen des Steinadlers können UV-Strahlen wahrnehmen. Damit kann er sehen, wenn ein potentielles Beutetier uriniert hat, und beginnt seine Jagd.
Die Kunst des Fliegens
Der Steinadler ist mit Fluggeschwindigkeiten von bis zu 125 km/h perfekt an die Jagd angepasst. Der große Flugkünstler nutzt mit ausgebreiteten Schwingen die Aufwinde und lässt sich auf Berghöhen tragen, zu denen der Mensch Flugzeuge oder Hubschrauber benutzen muss. Vögel fängt er auch im Flug. Dafür kann er sich sogar auf den Rücken drehen und sie von unten packen.
Die Kunst des Überlebens
Dies Kunst des Fliegens hat den Steinadler in Mitteleuropa vor dem Aussterben bewahrt. Da zu seiner Nahrung auch Hasen, Füchse, Auerhühner und Birkhühner gehören, wurde er in Deutschland als Feind der Nutztiere und Konkurrent auf der Jagd systematisch abgeschossen, vergiftet oder gefangen; seine Horste wurden zerstört. Deshalb gab es bereits im 17. Jahrhundert keine Steinadler mehr im Erzgebirge und Thüringer Wald. Um 1750 verschwand er aus dem Harz, um 1800 aus der Eifel und dem Schwarzwald. Seit 1865 galt er in Mecklenburg als ausgestoreben, seit 1870 in Ostpreußen, seit 1876 in Brandenburg, seit 1887 in Pommern.
Aber in den höheren Lagen der Alpenregionen konnte er überleben, weil seine Horste dort für den Menschen unerreichbar waren. Seinen Horst errichtet er in Felswänden, um ungestört brüten zu können. Für seinen Lebensraum braucht er offene bis halboffene Landschaften.
Seine Bejagung in den Alpen wurde erst 1953 vollständig untersagt. Seit den 1970er Jahren verbessern Schutzprogramme den Bestand. In Bayern schätzte man den Bestand Ende der 1960er Jahre auf ca. 17 Brutpaare, 1999 auf bis zu 50 Brutpaare. 2004 brüteten in Österreich wieder geschätzte 350 Brutpaare, in der Schweiz ca. 340. Heute geht man in der gesamten Alpenregion wieder von 1100 bis 1200 Brutpaare aus.
Nationaler Vogel
Nicht nur in Deutschland und Österreich, auch in den USA ist der Steinadler ein nationales Symbol. In den Vereinigten Staaten wird er Golden Eagle genannt. Seit 1952 schützt seine Art der „Bald and Golden Eagle Protection Act“. Das National Eagle Repository übergibt tot aufgefundene Tiere an Indianer für deren kulturellen Riten.