Die größte zwischenstaatliche Konferenz, die es in Deutschland je gegeben hat, wird vom 6. bis 17. Oktober 2017 in Bonn stattfinden. 20.000 Delegierte, Journalisten und Vertreter von NGOs aus aller Welt werden zur diesjährigen UN-Klimakonferenz, der COP23 erwartet.
Zwischen Fidschi und Deutschland
Deutschland ist dabei nur Gastgeberstaat. Den Vorsitz hat der pazifische Inselstaat Fidschi, der vom steigenden Meeresspiegel als Auswirkung des Klimawandels direkt betroffen ist, aber eine internationale Konferenz dieser Größe nicht ausrichten kann.
Der Gastgeber lässt sich in seiner Rolle nicht lumpen. Ein eigens errichteter Geländetrakt aus Hallen- und temporären Erweiterungsbauten im Freizeitpark Rheinaue, die neueste High-Tech-Ausrüstung für Konferenzräume und ein beeindruckendes 10-Tage-Programm werden aufgeboten, inklusive eines „hochrangigen Segments“ mit Verhandlungen auf Ministerebene.
Was sich sehen lassen kann und was nicht
Am Dienstag, den 7.11.17 wird die erste von 18 Exkursionen aus dem Begleitprogramm starten, die Delegierte, Journalisten und Beobachter nach Dortmund führt. Unter anderem steht die Besichtigung einer Klimaschutzsiedlung an, sowie das Borussen-Stadion, das mit Solarstrom vom Stadiondach versorgt wird. Bis Konferenzende wird die Energieagentur.NRW Busreisen zu 36 Projekten anbieten, die den Konferenzteilnehmern Klimaschutz-Lösungen „made in Germany“ zeigen sollen.
Sicher nicht auf dem Besichtigungsplan steht eines der 148 aktiven Braun- oder Steinkohlekraftwerke in Deutschland, die meisten davon betrieben im Gastgeber-Bundesland NRW, im Saarland, und an der Lausitz.
Das Gastgeberland erreicht seine Klimaziele nicht
Das Top-Aufgebot eines der wohlhabendsten Industriestaaten der westlichen Welt wird zu dieser Konferenz nicht verdecken können, dass das Gastgeberland hinter den notwendigen Zielen des Pariser Klimaschutz-Abkommens zurückbleibt.
Nach wie vor wird in Deutschland Kohle gefördert. Ende 2016 stammten immer noch 40 % der Energien aus Steinkohle. Deshalb wird das Gastgeberland Deutschland das Klimaziel bis 2020, den Ausstoß fossiler Energien um 40 % zu senken, kaum erreichen. Schon jetzt ist nurmehr von einer Senkung um 32 % gegenüber den Werten von 1990 die Rede.
Demonstration am Samstag mit klarer Botschaft
Deshalb haben am Samstag, zwei Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz, in Bonn mehrere tausend Menschen für den Kohleausstieg und eine umfassende Energiewende demonstriert. Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie „Klimakiller=Menschenkiller=RWE“. Mehr als 100 Umweltschutz- und Bürgerrechtsorganisationen hatten zu der Kundgebung aufgerufen.
Die Botschaft war unmissverständlich: wir können den Klimawandel nicht stoppen, wenn wir weiterhin auf Kohle setzen. Wir brauchen einen Ausstiegsplan, in dem ähnlich wie bei den Atomkraftwerken festgelegt wird, Werk für Werk stillzulegen. Die schmutzigsten Kohlekraftwerke zuerst.
Zugfahrt von Berlin nach Bonn – und zurück?
Am gleichen Tag reisten die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Teile der deutschen Delegation mit einem eigens gestalteten ICE-Sonderzug – dem „Train to Bonn“ – von Berlin zur Konferenz nach Bonn. Nach der Umweltministerin soll der Klimagipfel vor allem die Wende „vom Verhandeln zum Handeln“ nehmen.
Barbara Hendricks hatte in der letzten Legislaturperiode für einen ehrgeizigen Klimaschutzplan gekämpft und war an der mangelnden Klimaschutz-Politik der eigenen Parteimitglieder gescheitert. Jetzt hofft sie auf die nächste Bundesregierung, über deren Regierungsbildung gerade in Berlin verhandelt wird. Wir hoffen mit ihr. Wir hoffen, dass diese 23. Klimaschutz-Konferenz nicht nur eine Prestigeveranstaltung sein wird, sondern für die laufenden Verhandlungen in Berlin den entscheidenden Anstoß zu Fortschritten im deutschen Klimaschutz gibt.
Titelbild Train to Bonn: copyright: BMUB/Sascha Hilgers
Innenansicht Presseraum: ©BMUB/Dominik Ketz
Bild von der Demonstration am Samstag, 04.11.17: Spielvogel, Wikimedia, CC-BY-SA 4.0