Am 31.10.2021 begann die 26. UN-Klimaschutzkonferenz, die zwei Wochen dauern wird. 200 Länder nehmen teil. In Paris 2015 wurde die Konferenz für Nachverhandlungen zum legendären Klimaschutzabkommen verlängert. Legendär war das Klimaschutzabkommen deshalb, weil sich dort 198 Staaten gemeinsam auf ein Ziel einigen konnten – die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Mehr als ein Arbeitstreffen?
Diese UN-Klimaschutzkonferenz wird nicht legendär werden, so viel lässt sich schon zu Beginn festschreiben. Ob auch 2021 eine Verlängerung für Nachverhandlungen notwendig sein wird, bleibt abzuwarten. Keiner der Staaten konnte die gesteckten Ziele bisher erreichen. Unter anderem deshalb, weil das Pariser Abkommen eine hoffnungsvolle gemeinsame Absichtserklärung darstellte und keine gesetzliche Verpflichtung.
Der G20-Gipfel in Rom, der bis zum 30.10.21 stattfand, könnte ein Vorgeschmack auf Glasgow sein. In Rom wurde lediglich über eine Klimaneutralität bis zur „Mitte des Jahrhunderts“ schwadroniert, ohne jeden detaillierten Plan. Niemand wollte die landeseigene Wirtschaft noch die Wähler daheim in Schockstarre versetzen. Denn die Begrenzung des Klimawandels wird teuer werden. Und warum heute zahlen, wenn das auch die Generation von morgen übernehmen kann?
Soll Glasgow ein Erfolg werden, dann darf es dort nicht um Absichtserklärungen gehen. Wir brauchen Verbindlichkeiten.
Verbindlichkeiten in den Maßnahmen
Die Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 Grad liest sich schön. Die jetzt angepeilten 2,7 Grad wären auch noch schön. Aber real sind wir auf dem Weg zu 4,0 Grad und das trotz der CO²-Einsparungen während Covid19. Welche konkreten Maßnahmen wird es für eine Richtungsänderung geben?
Verbindlichkeiten in der Klimafinanzierung
Werden die zugesagten 100 Milliarden eingehalten, die für einen finanziellen Ausgleich an Länder sorgen sollen, die schon heute unter den Folgen der Klimaerwärmung leiden, obwohl sie im Gegensatz zu den reichen Industrieländern nicht die Verursacher des steigenden CO² Ausstoßes sind?
Verbindlichkeiten in der Berechnung des CO² Ausstoßes
Wird man sich auf eine verbindliche Methode einigen, wie der CO² Ausstoß einheitlich berechnet wird? Die brasilianische Regierung hat vorgemacht, wie man damit herumspielen kann. Sie nahm eine Veränderung am Ausgangsjahr der Berechnungen vor und muss jetzt weniger CO² einsparen.
Die EU wiederum rechnet die sogenannten CO² Senken mit ein. Das sind Wälder und Böden, die CO² speichern können und damit der Atmosphäre CO² entziehen. Eine Rechenvariation, mit der man in Russland gut leben könnte. Russland ist der viertgrößte CO² Emittent, verfügt aber über den weltweit größten Anteil an Primärwäldern.
Zähes Regelwerk
Nach dem Auftritt der internationalen Politiker im High Level Segment gehen in der zweiten Woche die Unterhändler der teilnehmenden Länder ans gewaltige Arbeitsprogramm. Sie müssen ein Regelwerk festlegen, dem alle Länder mit ihren unterschiedlichen Interessen zustimmen können.
Diese COP26 ist mit großen Erwartungen und leidenschaftlichen Forderungen für einen Wandel in der Klimapolitik belegt. Um Veränderungen zu bewirken, braucht es noch mehr: die Bereitschaft, unbeirrt und zäh weitere Verhandlungen zu führen.
Titelbild: Nicola Sturgeon, First Minister der schottischen Regierung, gab eine Pressekonferenz zum Start der COP26 in Glasgow. https://www.flickr.com/photos/scottishgovernment/51638959938/
Auf der Home Page des ZDF ist ein aktueller Datenüberblick zum Klimawandel veröffentlicht:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/klimawandel-deutschland-welt-folgen-daten-100.html
German Watch berichtet live über die COP26
https://germanwatch.org/de/cop26