Dass der Bartträger unter den Orang-Utans eine eigene Art ist, entdeckte ein internationales Team an der Universität in Zürich erst 2017. Der Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis) erhielt seinen Namen von den indonesischen Regierungsbezirken, in denen er im Norden der Insel Sumatra lebt.
Nur 800 seiner Art
Wie es sich für einen endemischen Inselbewohner gehört, kommt er nur auf Sumatra vor, in einem eng begrenzten Gebiet des Batang-Toru-Regenwaldes. Das dichte lange Fell lässt ihn auch kühlere Temperaturen in Höhenlagen von bis zu 1.800 m aushalten. Er ernährt sich ausschließlich von Pflanzen des Waldes, darunter aromtischen Myrten- und Lorbeergewächsen.
Forscher schätzen, dass es von seiner seltenen Art nur etwa 800 gibt. Bei einer derart kleinen Gruppe bringt selbst ein Verlust von nur einem Prozent im Jahr den gesamten Tierbestand in Gefahr. Die IUCN listet ihn deshalb als „vom Aussterben bedroht“. Trotzdem jagen ihn die Bauern in den Randgebieten des Waldes, weil sie Angst vor der Zerstörung ihrer Äcker haben. Nur der Wald kann den Tapanuli-Orang-Utan vor dem Aussterben bewahren.
Ein Korridor moderner Infrastruktur quer durch Asien
Ein Großteil des Batang-Toru-Waldes steht unter Schutz, aber nicht mehr lange. Der Plan des größten Staudamms Sumatras in dem Gebiet zur Gewinnung von Elektrizität ist Teil eines gigantischen chinesischen Projektes. Die „Belt und Road“ Initiative will den Handel quer durch ganz Asien vorantreiben. Es soll ein Korridor an Infrastruktur entstehen, der alle Regionen Asiens miteinander verbindet. Allein der geplante Staudamm wird 1,6 Mrd. US Dollar kosten.
Das Überleben einer Art liegt in der Hand des Präsidenten
Die „Asian Development Bank“ und die „World Bank’s International Finance Corporation“ haben sich von der riskanten Finanzierung des Projektes, das bis 2022 realisiert werden soll, bereits zurückgezogen. Aber die finanzstarke Bank of China hält daran fest. Das ist effizient, denn der Auftrag für den Bau würde an das Chinesische Unternehmen „Sinohydro“ gehen. Die Entscheidung über das Schicksal des Tapanuli-Orang-Utans und des Staudamms liegen allerdings allein bei dem Präsidenten Indonesiens, Joko “Jokowi” Widodo.
Bereits im Juli 2018 richteten 25 internationale Wissenschaftler der „Alliance of Leading Environmental Researchers & Thinkers“ (ALERT), einen Brief an ihn, in dem sie darauf hinwiesen, dass der Staudamm das Todesurteil für den Tapanuli-Orang-Utan bedeuten würde.
Bitte mitmachen bei der Avaaz-Initiative!
Es sollten noch ein bißchen mehr Unterstützer dazu kommen: die Online-Initiative Avaaz hat einen Brief an Widodo verfasst, den bisher mehr als 800.000 User unterschrieben. Eine Million ist das Ziel. Wer mitmachen möchte:
www.avaaz.org
Weitere Infos zu dem Thema:
Über die Entdeckung der Art: www.welt.de
Über die wirtschaftlichen Hintergründe: The guardian.com
Titelbild: Tim Laman, Batang Toru Forest Complex, North Tapanuli District, Nord Sumatra, Indonesien, Wikipedia Creative Commons, 4.0