13.12.2015: Noch nie wurde das Ergebnis einer Klimaschutz-Konferenz mit so viel Enthusiasmus gefeiert. Denn nach mehr als 20 Jahren zäher internationaler Verhandlungen hat sich definitiv was bewegt in der Klimapolitik. Manch einer feierte gar das Ende des Zeitalters der fossilen Brennstoffe. Das kann allerdings noch ein paar Tage dauern.
Paris ist der Startschuss
Tatsächlich ist Paris nur der Anfang. Jetzt kommt es darauf an, wie weit und wie schnell die Ziele der Klimakonferenz 2015 umgesetzt werden. Wird bis 2050 der Ausstieg aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie gelingen? Was hat der Pariser Vertrag zustande gebracht?
Das Ziel ist: 2 Grad
Festgeschrieben wurde im Vertrag, dass die Erderwärmung nur bis zu maximal zwei Grad weiter ansteigen soll. Da auch bei dieser Begrenzung kleine Inselstaaten im steigenden Meeresspiegel untergehen werden, wollen sich die Vertragsstaaten anstrengen, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.
Ein Ausstieg Schritt für Schritt
Gemeinsam wollen alle 195 Staaten den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null bringen.
Dafür sollen die Länder in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen, wie sie durch Gegenmaßnahmen (sogenannte CO2-Senken) wieder ausgleichen können, zum Beispiel mit Waldanpflanzungen. Oder durch Speichern von Kohlendioxid (CO2) im Boden, eine Vorgehensweise, die von China präferiert wird.
Die meisten Klimaforscher plädieren aber dafür, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe bis 2070 ganz aufhören muss, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.
Offenlegung von Daten
Alle 195 Länder sollen Informationen zugänglich machen, über ihre Klimaschutzaktivitäten und ihren Ausstoß an Treibhausgasen. Die Daten werden international erfasst und publiziert. Diese Verpflichtung zur öffentlichen Berichterstattung war ein ausgesprochen sensibler Verhandlungspunkt, weil einzelne Länder darin ihre Souveränität in Frage gestellt sahen. In dem Vertrag wurde deshalb berücksichtigt, dass Entwicklungs- und Schwellenländer diesen Punkt weiterhin flexibel handhaben dürfen.
Finanzierung für Entwicklungsländer
Entwicklungsländer haben am weltweiten CO2-Ausstoß den wenigsten Anteil, sind aber mit den Folgen des Klimawandels am stärksten konfrontiert. Und sie haben die geringsten finanziellen Mittel, in ihren Ländern alternative Technologien umzusetzen. Deshalb war in den Verhandlungen das schwierigstes Thema die Finanzierung für die Entwicklungsländer. Bis zuletzt wurde darüber gestritten.
Einig wurde man sich erst in den letzten Stunden auf die Festsetzung, dass Entwicklungsländer von 2020 bis 2025 jährlich 91 Milliarden Dollar von den Industriestaaten erhalten. Danach werden neue Ziele ausgehandelt.
Ölstaaten und Schwellenländer wie Venezuela, für die Ölförderung die wichtigste Einnahmequelle ist, weigerten sich bis zuletzt, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Sie sollen künftig darin bestärkt werden, das freiwillig zu tun. Eine ausgesprochen diplomatische Finesse, störrische Verhandlungspartner mit ins Boot zu holen.
Versicherungsschutz bei Klimakatastrophen
Ein Riesenerfolg beim Klimagipfel war es, dass alle Vertragsstaaten die Notwendigkeit anerkennen, ärmeren Staaten bei Verlusten und Schäden durch den Klimawandel zu helfen. Dazu soll ein Versicherungssystem aufgebaut werden, gegen Schäden wie der Untergang von Inseln, Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme.
Nachbesserungen, aber keine Sanktionen
Knackpunkt für viele Umweltschützer ist, dass keine Sanktionen für Verstöße gegen den Vertrag beschlossen wurden. Die Länder konnten sich lediglich darauf einigen, ihre Ziele alle fünf Jahre nachzubessern, zum ersten Mal 2020. Trotzdem: das Abkommen ist völkerrechtlich verbindlich.
Der Anfang ist gemacht
Diese Klimakonferenz hat viel mehr gebracht, als erwartet wurde. Einen großen Anteil daran hatte die geschickte französische Verhandlungsführung. Das Ergebnis von Paris zeigt aber auch, wie bedrohlich der Klimawandel heute für die Erde tatsächlich ist. So bedrohlich, dass Politiker weltweit darauf reagieren müssen. Jetzt kommt es darauf an, wie der Vertrag von Paris umgesetzt wird. Die Arbeit hat gerade erst begonnen!
Bild: Die Erde, aufgenommen von Apollo 17 am 7. Dez. 1972, Quelle: NASA
Auf Flickr ist das Fazit der COP21 in Bildern veröffentlicht. Das Anschauen lohnt sich: https://www.flickr.com/photos/cop21/albums