Abbildung: Dinosaurier, Briefmarkenblock Deutsche Post 2008, Plateosaurus, Tyrannosaurus, Triceratops, Diplodocus | Quelle: wikipedia.de
Kein Schriftsteller könnte in seinen Fiktionen Ereignisse erfinden, wie sie im Laufe der Evolution tatsächlich stattfanden.
Supernova, Gammablitz oder doch nur die Landpflanzen
Im letzten Drittel des Ordoviziums, vor ca. 445 Mio Jahren, starben 80 % aller Arten aus. Die Ursachenforschung hat dazu mehrere Theorien entwickelt.
Nachdem im Pazifischen Ozean bei Tiefsee-Sedimenten aus dieser Zeit Anreicherungen des Metall-Isotops 60Fe gefunden wurden, gehen manche Wissenschaftler von einer extraterrestrischen Strahlung aus. Der Strahlung einer erdnahen Supernova, eines extremen Sonnensturms, eines Gammablitzes etwa. Allerdings ist nach einem derart langen Zeitraum die außerordentliche Strahlung, wie sie zum Beispiel bei einer Supernova aufgetreten wäre, heute nicht mehr messbar. Man fand dafür auch keine Indizien in der kosmischen Nachbarschaft. Auch nicht gefunden wurde bis dato ein Nachweis, dass die strahlenresistente Arten wie Schaben das kosmische Ereignis überlebt haben. Wenn wir das schwergewichtige Thema mal locker betrachten, kann man sagen: der Fund eines einzigen Kakerlak aus der Zeitphase würde somit die Theorie einer Supernova oder eines Gammablitzes festigen!
Die andere Vermutung schreibt dem Erscheinen der Landpflanzen die Ursache zu. Demnach entzogen die Landpflanzen für ihre Ernährung dem Erdreich wesentliche Aufbaustoffe wie Calcium, Eisen, Magnesium und Phosphor, was zu einer Bodenerosion und einer Verringerung des Kohlendioxids in der Atmosphäre führte. Das globale Klima kühlte sich danach um 5° Grad Celsius ab.
Das Kellwasser-Ereignis
Im oberen Devon, vor etwa 360 – 377 Mio Jahren starben vor allem die vielfältigen Meeresbewohner, insgesamt 66 % aller Arten. Der Auslöser ist bisher unbekannt. Die Forschung geht anhand fossilienreicher Schichten (benannt nach dem Kellwassertal, in dem man sie entdeckte) davon aus, dass viele Korallenriffbauer zuerst ausstarben. Die Korallenriffe als besonders reichhaltige Ökosysteme verschwanden dadurch für 100 Millionen Jahre ganz von der Erde, was den Sauerstoffgehalt im Wasser immer weiter minderte. Nur die Arten überlebten, die mit weniger Sauerstoff im Wasser auskamen, oder die Sauerstoff außerhalb des Wassers aufnehmen konnten. Das war der Beginn der Amphibien.
Klimawandel und Erwärmung der Ozeane
Das größte Massenaussterbens aller Zeiten ereignete sich am Übergang der Erdzeitalter von Perm zu Trias, vor ca. 240 – 252 Millionen Jahren. 95 % aller Arten des Meeres, 66 % aller Arten des Landes, ein Drittel aller Insekten starben aus, – das einzig bisher bekannte Massenaussterben von Insekten.
Es fehlen noch die Beweise, dennoch geht die Forschung heute von ursächlichen Zusammenhängen aus, die den Erdbewohnern der Gegenwart bekannt vorkommen könnten: Klimawandel und Erwärmung der Ozeane, damals hervorgerufen durch SO2 . Ein Vulkanausbruch im heutigen Sibirien, der etwa eine Million Jahre dauerte und mehrere Millionen Quadratkilometer Basaltlava ausfließen ließ, setzte enorme Mengen an Schwefeldioxid frei, das die Ozeane sprichwörtlich sauer machte. In dem Klima starben fast alle Meeresorganismen ab, der Rest aller Arten hatte erheblich zu kömpfen. Die Schätzungen, wie lange die Evolution danach brauchte, bis wieder eine annähernde Artenvielfalt hergestellt war, reichen von 10 bis 100 Millionen Jahren.
Ein Vulkanausbruch, Magma und Giftwasser
Am Ende der Trias, vor zirka 200 Millionen Jahren, starben 75 % aller Arten aus. An Land fast alle Landwirbeltiere, vor allem Reptilien und große Amphibien. In den Meeren mit den Riffen die muschelartigen Armfüßer und andere Weichtiere, Ammoniten und Conodonten.
Theorie ist, das es einen großen Verlust seichter Salzwasserhabitate gab, die durch Schwefelwasserstoff vergiftet wurden. Als Ursache wird ein Vulkanausbruch vermutet, der gewaltige Mengen an Magma frei setzte und den ersten Kontinent Pangea auseinanderbrechen ließ.
Auf diese ungeheure Zerstörung folgte – und das macht die Geschichte der Evolution so faszinierend – ein Neubeginn: das Zeitalter der Dinosaurier, der Flugreptilien und der Saurier der Meere, die so groß wie unsere heutigen Wale wurden.
Der KT Impact
An der Grenze der Kreidezeit zum Tertiär, vor etwa 66 Millionen Jahren war es mit den Dinosauriern vorbei. Die Schätzungen, wie viele Arten insgesamt ausstarben, reichen von 50 bis 80 Prozent aller Lebewesen.
Der Einschlag eines riesigen Meteoriten (Kreide-Tertiär-Einschlag) wurde bisher vermutet. Man nimmt an, dass er eine enorme Staubwolke entstehen ließ, die kaum Sonnenlicht durch die Atmosphäre filterte und die Erde.verdunkelte. Fast alle Pflanzen waren in dieser Phase in ihrem Überleben bedroht. Einige von ihnen entwickelten aber gerade da phänomenale Überlebensstrategien. Bei Gräsern, wissen wir heute, veränderte sich für die Photosynthese die Anordnung der Chloroplasten (Organellen der Zellen) in den Blättern, um das wenige Licht besser verwerten zu können. Die Gräser zählen deshalb heute zu den ältesten Arten der Erde.
Ob tatsächlich ein Meteorit den Dinos den Rest gab, ist nicht unumstößlich klar. Nach heutigen Messungsergebnissen der Geochronologie tut sich eine eine große zeitliche Diskrepanz auf zwischen dem Kratereinschlag und dem Aussterbeereignis, so dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht ersichtlich ist. Schon zuvor waren der Meeresspiegel gesunken und die großen Seen geschrumpft, die Erdoberfläche nahm neue Formen an. Heftige Vulkanausbrüche hatten große Mengen des Treibhausgases CO2 ausgestoßen, was die Temperaturen um ca. zehn Grad anstiegen ließ. Veränderungen, mit denen vor allem die großen Arten zu kämpfen hatten.
Die Grande Coupure – Plattendynamik und extraterrestrische Einschläge
Als Grande Coupure (großer Einschnitt) wird der bedeutende Faunentausch bezeichnet, der sich an der Wende des Eozäns zum Oligozäns ereignete, vor ca. 34 Mio Jahren. Mit ihm ging eine Klimaverschlechterung und ein Artensterben einher, dem ein Großteil der frühen Pferde (Palaeotherien), Primaten und Urraubtiere (Creodonta) zum Opfer fiel.
Als Ursache werden die Bewegungen der Erdplatten angesehen, die unter anderem die Alpen, Pyrenäen und Rocky Mountains entstehen ließen. Die Südkontinente drifteten von der Antarktis weg, der Nordatlantik öffnete sich zwischen Grönland und Norwegen. Die Neukonstellationen bewirkten ein globales Abkühlen der Meerestemperaturen um 5 Grad Celsius und ein Absinken des Meerespiegels, was weltweite klimatische Veränderungen nach sich zog.
Auch hier kann man Meteoriteneinschläge (Chesapeake Bay, Toms Canyon, Popigai) als zusätzliche Ursache einbeziehen, die etwa eine Million älter sind als die Grande Coupure.
In Teil III wird es um den Menschen gehen, der schon vor etwa 8.000 Jahren die Entwicklung des Holozän-Zeitalters beeinflusste. Der Mensch ist seitdem auf dem Weg, sich wie die Blaualge rund um den Globus auszubreiten. Allein der CO2 Ausstoß durch ihn und sein Verhalten lässt die globalen Temperaturen steigen, die Ozeane sauer werden, die Gletscher und Pole schmelzen, die Meeresspiegel anheben. Wird er die Wirkung von Meteoriteneinschlägen und Vulkanausbrüchen toppen? Ist er der Auslöser für eine der größten Aussterbewellen aller Zeiten?