Vor der nächsten UN-Klimakonferenz in Madrid (COP25) unterschrieben 11.000 Wissenschaftler aus 153 Ländern den Appell, dass die Erde vor einem Klima-Notstand stehe. Zu den Unterzeichnern zählen auch 871 Forscher deutscher Universitäten und Institute. Die Öffentlichkeit hat sich wohl mittlerweile an Aufrufe wie diese gewöhnt. Es gab sie schon vor 40 Jahren zur Weltklimakonferenz in Rio 1992; sie wurden 1997 im Kyoto Protokoll niedergeschrieben, ebenso wie Maßnahmen gegen die Klimakrise im Paris-Abkommen 2015. Passiert ist: viel, viel, viel zu wenig. Die CO2 Emissionen steigen weiterhin rapide und drohen, das Gleichgewicht der Biosphäre unumkehrbar zu verändern, schrieben die Wissenschaftler in ihrem gemeinsamen Appell in der Fachzeitschrift „BioScience“.
Unsere Zivilisation und ihre Folgen
Die Hauptgründe für den Anstieg liegen in unserer Zivilisation. Die Menschheit wächst und wächst. Sie konsumiert in steigendem Maße Fleisch und produziert in steigendem Maße Güter, die Rohstoffe verbrauchen. Dafür werden weltweit Bäume abgefackelt, fossile Brennstoffe eingesetzt, benutzt man immer öfter Flugzeuge und Riesentanker.
Mit Folgen, die bisher keiner absehen kann – für unser aller Trinkwasser, für die Luft, für die Meere, für die Tiere und Wälder auf der Erde und ganz sicher auch für uns. Diese Folgen ausbaden muss die Generation nicht, die heute die politischen Entscheidungen trifft. Diese Folgen werden die kommenden Generationen tragen müssen. Offenbar ein guter Grund, um nichts zu tun. Gemessen am Ziel, die Schadstoff-Emmissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, seien nur die 28 EU-Staaten und sieben weitere Länder auf einem guten Weg, so die Wissenschaftler.
Politik ohne Vision
Vier Staaten sind zusammen für mehr als die Hälfte des weltweiten Treibhausgase-Ausstoßes verantwortlich: China, Indien, die USA und Russland. Die US-Regierung hat in diesem Herbst offiziell ihre Kündigung für das Klimaabkommen von Paris eingereicht, weil es eine unfaire Belastung für die US-Wirtschaft sei. Die Kündigung wird allerdings erst in einem Jahr wirksam, nach der nächsten US-Präsidentenwahl im November 2020. China und Indien haben bisher nur zugesagt, dass sie die Emissionen langsamer ansteigen lassen wollen als ihre Wirtschaft. Russland hat bisher keinen Plan eingereicht.
Nachsatz
Im vergangenen Jahr erzielte die weltweite CO2-Emmission einen neuen Rekord: 53,5 Gigatonnen wurden in die Atmosphäre geblasen.
-> Zum Artikel in „BioScience“ (in englischer Sprache)
Titelbild: ,Warko – Eigenes Werk – Die Aufnahme zeigt bereits begonnenen Vorbereitungen zur Klimaschutzkonferenz in Santiago de Chile (August 2019)
Am 30. Oktober sagte der chilenische Präsident Sebastian Pinera die UN-Klimaschutzkonferenz wegen der Proteste in Chile gegen die Regierung ab. Anstelle von Santiago de Chile wurde Anfang November 2019 die spanische Hauptstadt Madrid mit der Ausrichtung beauftragt.
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