Die „Grüne Woche“ in Berlin, die noch bis zum 29.01.17 geöffnet hat, ist eine der größten Messen der Ernährungs- und Agrarwirtschaft. Der WWF erinnerte zum Auftakt der Schau an die Verantwortung der Landwirtschaft, sich für die Artenvielfalt in Deutschland einzusetzen.
„Das beängstigende Artensterben in der Agrarlandschaft hat vor allem drei Gründe: flächendeckender Pestizideinsatz, die Überdüngung und eine Monotonie in der Fruchtfolge“, betont Markus Wolter, Agrarreferent vom WWF Deutschland.
Verarmte Landschaften
Zu den Opfern der Intensivlandwirtschaft zählen nicht nur die Nutztiere und Nutzpflanzen, sondern auch die wild lebenden Arten. Agrarlandschaften ohne Hecken und Gehölze, strukturarme Waldränder und der Mangel an unterschiedlichen Baumfrüchten setzen laut WWF insbesondere den kleinen Arten wie der Haselmaus massiv zu.
Der Feldhamster ist durch Monokulturen und Pestizideinsatz mittlerweile fast ausgestorben. Bundesweit haben wohl nicht einmal mehr 100.000 Tieren überlebt.
Die eintönige Fruchtfolge und der starke Einsatz von Maschinen und Chemie machen auch dem Regenwurm den Garaus. In der Intensivlandwirtschaft gibt es nur noch weniger als 30 Tiere pro Quadratmeter. Der Durchschnitt in klein strukturierten Äckern liegt hingegen bei rund 120 Exemplaren, auf wenig gepflügten Ökohöfen bei über 450 Würmer pro Quadratmeter.
Hohe Verluste in der Vogelwelt durch Intensivierung der Landwirtschaft
Die Intensivlandwirtschaft führt auf dem Land zu hohen Verlusten in der Vogelwelt. Etliche Feld- und Wiesenvögel wie die Feldlerche stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland. Wie der WWF erläutert, ging der Bestand an Rebhühnern seit 1980 um 90 % zurück, der Bestand an Turteltauben um 73 %, der Bestand des Braunkehlchens um 71 %.
Pestizide lassen Wiesen- und Ackerblumen verschwinden
Durch den flächendeckenden Einsatz von Pestiziden und eingeengten Fruchtfolgen sind von Wiesenpflanzen wie dem Wiesenschaumkraut und der Kuckucks-Lichtnelke nurmehr weniger als 5 % vorhanden, stellten Wissenschaftler der Universität Göttingen fest. Früher weit verbreitete Arten wie der Acker-Rittersporn, die Knollen-Platterbse und das Sommer-Adonisröschen werden immer seltener.
Direkter Zusammenhang mit dem Bienensterben
Das Verschwinden der Blumen steht in direktem Zusammenhang mit dem gravierenden Rückgang an Wildbienen. Wildbienenarten ernähren sich nur von ganz speziellen Blüten. Kommen diese Pflanzen nicht mehr vor, verschwinden auch die Bienen. Unter Verdacht, den Bienen zu schaden, sind zudem sogenannte Neonikotinoid-Wirkstoffe mit denen Saatgut behandelt wurde.
Die Grüne Messe wird sich für die Zukunft umstellen müssen. Schon lange geht es bei Nahrungsmitteln und ihrer Produktion nicht mehr nur um den Genuss der Konsumenten, sondern auch darum, wer dabei draufzahlt.
Bildquelle: Feldhamster, © Martina Umlauft/ WWF
http://www.wwf.de/fotostrecke/gewinner-verlierer-agrarwirtschaft/