Diese Überschrift hat einen bitteren Unterton. Sie muss eigentlich heißen, „Das FSC-Siegel – denn leider gibt es nichts Besseres“. Das Siegel des „Forest Stewartship Council“ ist nach wie vor das einzige glaubwürdige Waldzertifizierungssystem. Doch im April 2018 stieg Greenpeace aus der Organisation aus (die Greenpeace-Länderbüros von USA, Kanada und Neuseeland bleiben). Ein Ausstieg aus Protest. Man könnte auch schreiben, wegen Ergebnislosigkeit. ¹)
Greenpeace war 1992 Gründungsmitglied des Forest Stewartship Councils, das internationale Standards setzt, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Holzeinschlag in Wäldern zu fördern. Eine Holzschlagfirma wird dafür von externen Dienstleistern (wie zum Beispiel dem WWF) vor Ort überprüft, ob sie die FSC Grundsätze einhält. Wenn ja, bekommt sie das FSC Siegel zugesprochen, gegen Bezahlung. Produkte, die aus zertifiziertem Holz hergestellt und verkauft werden, dürfen das FSC-Siegel tragen. Das heißt, der Hersteller oder der Verkäufer darf die FSC-Lizenz dafür kaufen.
Das FSC-Zertifikat – ein Millionen-Geschäftsmodell
Damit ist das FSC-Zertifikat ein überaus erfolgreiches Geschäftsmodell geworden. Bereits 2011 erlöste die Organisation an die 18,2 Mio Dollar mit einem Überschuss von 3,6 Mio Dollar. Wer heute auf dem europäischen Papiermarkt erfolgreich sein will, braucht das FSC-Siegel. ²)
Die FSC-Zertifizierung stoppt den Raubbau nicht.
Aber die FSC-Zertifizierung stoppt den weltweiten Raubbau der Wälder nicht. Jedes Jahr werden etwa 10.000.000.000 Bäume abgeholzt. Daran ist nicht das FSC schuld, sondern unser ungetrübter Konsum. 2010 lag der Papierverbrauch allein in Deutschland bei durchschnittlich 248 Tonnen pro Kopf. ³)
2014 setzte Greenpeace beim FSC den Beschluss durch, dass die letzten großen Urwälder (Intact Forest Landscapes, IFL) von der Holzindustrie unangetastet bleiben sollen. Bis heute blieb dieser Beschluss in den Augen von Greenpeace wirkungslos. Nach wie vor frisst sich die Holzindustrie durch intakte Waldlandschaften voran und legt Straßen für den Abtransport gerodeter Baumriesen.
Nach wie vor lassen sich von instabilen oder korrupten Regierungen Konzessionen für den Raubbau an den Wäldern kaufen und damit wird der Kahlschlag legal.
In den Augen des FSC würde es aber noch viel weniger bringen, nicht mit den Holzschlagfirmen zusammenzuarbeiten, weil man damit aufgeben würde, für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen zu kämpfen.
Titelbild: Ponsse-Holzvollernter (Harvester) im Kiefernwald, von CC BY-SA 3.0
, Wikimedia Commons,1)
Interview in der TAZ, 4/2018 mit Christoph Thieß (Greenpeace) und Uwe Sayer (FSC)
2)
Brand 1 – Die Stempel-Industrie, Dirk Böttcher, 2012
3)
Broschüre „Papier – Wald und Klima schützen“, Forum Ökologie und Papier, 2012